Die Dialyse bietet Patienten mit Niereninsuffizienz die Chance auf erhöhte Lebenserwartung. Denn ohne Dialyse kann unbehandeltes Nierenversagen zum Tod führen. Eine eindeutige Aussage zur Prognose mit Dialyse kann zwar nicht so einfach getroffen werden, jedoch beeinflussen verschiedene Faktoren die Lebenserwartung beträchtlich. Welche Nebenwirkungen, Komplikationen oder Folgeschäden können bei der Dialysebehandlung auftreten und was ist die Lebenserwartung mit oder ohne Dialyse?

Mögliche Nebenwirkungen einer Dialyse

Wie anstrengend ist eine Dialyse?

Die Dialyse sorgt in erster Linie dafür, dass es den Patienten wieder besser geht und eine künstliche Niere die ausgefallene Nierenfunktion übernimmt. Dennoch bedeutet sie auch eine zusätzliche Beanspruchung für den Körper. Einige Patienten fühlen sich nach der Dialyse schlapp und müde. Hören Sie auf Ihren Körper und die Zeichen, die er Ihnen gibt, und planen Sie genug Ruhe und Erholung ein.

Welche Komplikationen können während und nach der Dialyse auftreten?

Bei der Dialyse kann es zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Blutdruckabfall

Ein Blutdruckabfall zählt zu den häufigsten Komplikationen während einer Dialysebehandlung und kommt bei über 50% der Patienten einmal vor. Ein Blutdruckabfall muss akut behandelt werden. Der Blutdruck wird während der Dialyse überwacht und kontrolliert, um mögliche Veränderungen so schnell wie möglich wahrnehmen zu können.

Muskelkrämpfe

Muskelkrämpfe während der Dialyse treten in 20-30% der Fälle auf. Diese kann man beispielsweise durch eine Massage des Muskels lindern. Außerdem können ein Anheben des Blutdrucks und eventuell das Verabreichen einer Kochsalzlösung oder Glukose helfen.

Magen-Darm Beschwerden

Über Übelkeit und Erbrechen klagen 15% der Dialysepatienten. Häufig können diese Symptome gelindert werden, wenn während der Behandlung nicht zu viel gegessen wird.

Kopfschmerzen

Bei etwa 5% der Patienten kommt es zu Kopfschmerzen während der Dialyse. Diese können ein Zeichen von metabolischen Störungen, Medikamentennebenwirkungen oder aber auch Koffeinentzug sein.

Juckreiz

Bei den meisten Dialysepatienten tritt irgendwann einmal Juckreiz auf. In diesem Fall können harnstoffhaltige Salben und rückfettende Ölbäder nach der Dialyse oder Medikamente, die Ihnen der Hausarzt verschreiben kann, helfen.   

Weitere Nebenwirkungen

Bei einem kleinen Teil der Dialysepatienten treten außerdem Rückenschmerzen, Schmerzen im Brustbereich oder Fieber und Schüttelfrost auf. Die genannten Nebenwirkungen lassen sich jedoch mit Medikamenten in der Regel gut behandeln. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer Ärztin, wenn Nebenwirkungen auftreten.

Seltene Komplikationen

In sehr seltenen Fällen treten schwerwiegende Komplikationen wie eine Sepsis (Blutvergiftung), ein Krampfanfall, Bewusstlosigkeit oder verschiedene Herz- und Gefäßerkrankungen auf. Da Patienten bei der Hämodialyse unter Beobachtung stehen, kommt es nur in seltenen Fällen zu diesen Komplikationen.

Infektionen

Das Befolgen von strengen Hygienevorschriften ist bei der Dialyse von größter Wichtigkeit. Gelangen Bakterien in den Gefäßzugang, kann dies zu einer Infektion und Folgekomplikationen führen. Bei bakteriellen Infektionen am Shunt erfolgt eine umgehende antibiotische Therapie. Anzeichen für Entzündungen sollten sehr ernst genommen werden.

Dies ist auch der Grund, warum Dialysepatienten über verschiedene Schutzimpfungen verfügen sollten. Außerdem sollten Dialysepatienten spezielle Ernährungsregeln beachten, um Begleiterkrankungen oder Folgekomplikationen wie Herzerkrankungen zu vermeiden.

Begleiterkrankungen von Dialysepatienten

Die Lebenserwartung und Lebensqualität von Dialysepatienten sind maßgeblich davon abhängig, ob noch weitere Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) bestehen. Begleiterkrankungen können nämlich einen starken Einfluss auf die sogenannte hämodynamische Instabilität haben - Blutdruckabfälle während der Dialyse. Wenn Organe wie beispielsweise Herz oder Gehirn vorgeschädigt sind, sind Patienten besonders anfällig für Blutdruckabfälle und eine eingeschränkte Organdurchblutung. Die Kontrolle des Blutdrucks ist deshalb bei der Dialyse außerordentlich wichtig.

Begleiterkrankungen können unabhängig von der Nierenerkrankung auftreten oder bereits bestehen, bevor die Dialyse notwendig wird. Gleichzeitig kann die Niereninsuffizienz auch Auswirkungen auf andere Organsysteme haben, wodurch diese zusätzlich beeinträchtigt werden.

Besonders häufig betreffen Begleiterkrankungen das kardiovaskuläre System. Dialysepatienten leiden beispielsweise unter arterieller Hypertonie oder Herzinsuffizienz. Weiterhin kann die Blutbildung beeinträchtigt, Knochen geschädigt, der Säure-Basen-Haushalt sowie der Flüssigkeitshaushalt gestört sein oder es können gastrointestinale, endokrinologische oder neuronale Störungen vorliegen.

Nierenschädigungen treten häufig auch bei Patienten mit Diabetes mellitus auf. Ein hoher Blutzuckerspiegel schädigt auf Dauer die Nieren, weshalb dieser frühzeitig behandelt und eingestellt werden sollte.

Die Ernährungsregeln bei Dialyse sollten unbedingt eingehalten werden, um Begleiterkrankungen und Komplikationen zu vermeiden. Außerdem ist es wichtig, verschriebene Medikamente regelmäßig einzunehmen. 

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Dialysepatienten?

Die Frage nach der Lebenserwartung bei Dialysepatienten ist nicht so einfach zu beantworten. Natürlich ist eine Prognose zur Lebenserwartung von verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel dem Lebensalter zu Beginn der Erkrankung sowie der Schwere der Erkrankung, abhängig. Der große medizinische Fortschritt in den vergangenen Jahren hat zu vielen Verbesserungen in der Qualität der Dialysetherapie geführt.

Dennoch haben Dialysepatienten eine etwas geringere Lebenserwartung als gesunde Menschen.

Besonders bei älteren Patienten ist die Lebenserwartung und Lebensqualität stark variabel und von ausschlaggebenden Faktoren wie Begleiterkrankungen abhängig. Diabetes mellitus oder bereits bestehende Herzerkrankungen können je nach Schweregrad die Lebenserwartung stark verkürzen. Auch die allgemeine körperliche Fitness, die Lebenseinstellung und das soziale Umfeld spielen eine wichtige Rolle. Niedrige körperliche Aktivität und eine unausgewogene Ernährung können zu einem Kreislauf aus Gewichtsabnahme, Müdigkeit, körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen sowie Depressionen und Schmerzen führen. Dadurch wird auch die Autonomie in Mitleidenschaft gezogen, die auch bei älteren Patienten von großer Bedeutung ist.

Eine Studie aus den USA ergab, dass im ersten Jahr nach Dialysebeginn die Faktoren “Alter über 85”, “Alltagshilfe notwendig”, “stationärer Dialysestart” und “Begleiterkrankungen” signifikant mit einer höheren Sterblichkeit verbunden sind.1

Eine genaue Prognose zur Lebenserwartung in Zahlen kann also nicht gestellt werden. Generell sollte aber immer bedacht werden, dass die Dialyse eine aktiv lebensverlängernde Maßnahme ist. Wichtig ist vor allem, Nierenerkrankungen möglichst frühzeitig zu behandeln.

Mit einer konsequenten Einnahme der verschriebenen Medikamente und einer Einhaltung der empfohlenen Trinkmenge und Ernährungsregeln können Sie die Lebensqualität mit Dialyse verbessern und die Lebenserwartung steigern.

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Nierenerkrankungen ohne Dialyse?

Auch in diesem Fall kann nicht so leicht eine Aussage getroffen werden. Die Antwort ist abhängig von Begleiterkrankungen, Alter und allgemeinem Zustand. Außerdem ist auch die Art und der Verlauf der Niereninsuffizienz ausschlaggebend. Wenn die Nierenfunktion nicht vollständig verloren ist, sieht die Prognose besser aus. Komplettes Nierenversagen kann wiederum ohne Behandlung letztendlich zum Tod führen.

Ob eine Dialyse für Sie persönlich in Frage kommt und wie sich Ihre Lebenserwartung und Lebensqualität durch die Dialyse verändern, kann nur in einem Gespräch mit Ihrem behandelnden Nephrologen oder Ihrer behandelnden Nephrologin geklärt werden.

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Quellen:

Geberth, Steffen, and Rainer Nowack. Praxis der Dialyse. Berlin Heidelberg New York: Springer, 2011.

1Wachterman, Melissa W., et al. "One-year mortality after dialysis initiation among older adults." JAMA internal medicine 179.7 (2019): 987-990.

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Entscheidungshilfen-zu-Dialyse-im-Alter-301522.html