Was ist eine Hämodialyse?

Die Hämodialyse ist die am weitesten verbreitetste Art der Dialyse. Bei dieser Technik wird das Blut außerhalb des Körpers in einer “künstlichen Niere”, dem Dialysegerät, gereinigt und dann dem Körper wieder zugeführt.

Das Dialysegerät enthält einen Filter (Dialysator) sowie eine spezielle Flüssigkeit (Dialysat). Das Blut fließt ähnlich wie bei einer echten Niere durch Kapillaren, die eine semipermeable Gefäßwand aufweisen. Dies bedeutet, dass nicht alle Stoffe die Membran passieren können. Während sich auf der einen Seite der Membran das Blut befindet, fließt auf der anderen das Dialysat. Da so ein Konzentrationsgefälle entsteht, werden bestimmte Stoffwechselabfallprodukte dem Blut entzogen. Gleichzeitig wird die Dialysierflüssigkeit individuell so angepasst, dass nötige Substanzen dem Blut hinzugefügt werden können. Außerdem dient die Dialyse zur Wasserausschwemmung: Flüssigkeit, die sich im Gewebe abgesetzt hat, kann über das Blut entzogen werden.

Die Hämodialyse findet in bestimmten Dialysezentren statt, die Patienten mehrmals die Woche besuchen. Alternativ gibt es die Möglichkeit, die Dialyse von Zuhause durchzuführen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Wie wird die Hämodialyse durchgeführt?

  • Eine Dialysemaschine besteht aus einer Blutpumpe, einem Leitungssystem für die Dialyseflüssigkeit sowie Sicherheitsmessfühlern und -anzeigen. Die Maschine pumpt das Blut durch einen Filter, den sogenannten Dialysator.

  • Jede Dialyse-Sitzung beginnt mit einem Schritt auf die Waage. So kann Ihr Dialysezentrum Ihr Körpergewicht abzüglich Flüssigkeit ermitteln und den Dialysator exakt einstellen.

  • Während der Dialyse können Sie lesen oder – je nach Klinik – fernsehen, Radio hören oder an einem kleinen Bewegungsprogramm teilnehmen.

  • Unter bestimmten Voraussetzungen ist es auch möglich, die Hämodialyse selbst von zu Hause aus durchzuführen. Dafür müssen die Patienten in einem ausführlichen Training die Bedienung der Maschine erlernen. Außerdem sollte ein Partner oder eine Partnerin anwesend sein, der/die bei dem Vorgang unterstützen kann.

Wozu dient der Dialyse-Shunt?

Grundvoraussetzung für die Hämodialyse ist ein funktionsfähiger Dialysezugang. Deshalb ist vor der ersten Dialyse ein kleiner operativer Eingriff notwendig, bei dem der sogenannte Dialyse-Shunt gelegt wird. Dieser wird häufig auch als Fistel oder auch als “Lebensader” bezeichnet und schafft eine Verbindung zwischen einer Vene und einer Arterie. Der Blutfluss einer normalen Vene ist nicht kräftig genug, um genug Blut durch das Dialysegerät zu pumpen. Arterien hingegen kann man nicht einfach anstechen, da sie nicht direkt unter der Hautoberfläche liegen. Deshalb muss zunächst eine Lösung gefunden werden, bevor mit der ersten Dialyse begonnen wird: der Dialyse-Shunt.

Das Prinzip des Shunts ist die Schaffung einer arteriovenösen Verbindung, also eine Verbindung zwischen einer Vene und einer Arterie. Durch diese entstehen ein höherer Druck und Fließgeschwindigkeit in der Vene, wodurch sie sich mit der Zeit ausweitet und eine dickere Gefäßwand entwickelt. Dadurch ist es möglich, diese Vene häufiger anzustechen und für den Dialysezugang zu verwenden. Bei der Dialyse werden zwei Nadeln eingestochen - durch die eine wird das Blut dem Dialysegerät zugeführt, durch die andere gelangt das gereinigte Blut wieder in den Körper.

Für das Anlegen des Shunts wird meist der nicht dominante Unterarm verwendet. Bis die Vene punktiert werden kann, vergehen rund drei bis sechs Wochen, weshalb die Planung der Operation so schnell wie möglich nach der Indikationsstellung erfolgen sollte. Bei einem Erstgespräch werden mögliche Vorerkrankungen und Operationen mit dem behandelnden Arzt abgesprochen, dann wird die genaue Lokalisation des Shunts geplant. In den Wochen vor der Operation sollten Patienten bestimmte Übungen zum Trainieren der Vene durchzuführen. Direkt nach der OP ist eine korrekte Wundversorgung sehr wichtig. Bei der ersten Dialyse kann es sein, dass Sie leichte Schmerzen an der Einstichstelle empfinden. Diese lassen aber bereits nach wenigen Malen nach, da sich die Körperstelle an das Einstechen schnell gewöhnt.

Gibt es eine Alternative zum Dialyse-Shunt?

Falls das Anlegen eines Dialyse-Shunts nicht möglich ist, weil der Patient dies nicht wünscht oder andere Faktoren dagegen sprechen, gibt es auch die Möglichkeit einer Gefäßprothese oder eines sogenannten zentralvenösen Katheters (ZVK). Dieser wird auch angewandt, wenn eine akute Dialyse notwendig ist, beispielsweise bei akutem Nierenversagen. Dafür wird ein Katheter unterhalb des Schlüsselbeins in eine Vene integriert. Zwischen den Dialysebehandlungen verbleibt er dort und wird mit einem Verband geschützt.

Diese beiden Varianten sollten aber immer als “2. Wahl” betrachtet werden, da sich ein künstliches Material immer schlechter verhält im Vergleich zu einem körpereigenen. Durch eine künstliche Umgebung erhöht sich die Gerinnungsbereitschaft des Blutes und das Infektionsrisiko.

Wie oft wird die Hämodialyse durchgeführt?

Hämodialyse-Patienten müssen mehrmals pro Woche ins Dialyse-Zentrum. Grundsätzlich werden die meisten Patienten mindestens 12 bis 18 Stunden pro Woche dialysiert. Die genaue Dialysezeit variiert jedoch und ist von verschiedenen individuellen Faktoren, wie dem Gewicht, der Körpergröße sowie der körperlichen Betätigung, abhängig. Als Faustregel kann man sich merken, dass die meisten Patienten dreimal pro Woche für circa drei bis fünf Stunden ins Dialysezentrum gehen.

Vor- und Nachteile der Hämodialyse: Für wen ist sie geeignet?

Ein großer Vorteil dieser Dialyseform besteht darin, dass Sie als Patient freie Tage haben, sprich nicht jeden Tag dialysiert werden müssen. Dem gegenüber stehen jedoch die Tage, an denen Sie für mehrere Stunden ins Dialysezentrum fahren und Ihren Alltag darum herum planen müssen. Dies kann unter Umständen auch mit längeren Transportwegen verbunden sein, sodass die Dialyse den halben Tag in Anspruch nimmt.

Bei der Hämodialyse werden Sie intensiv durch medizinisches Personal betreut und Sie müssen nicht so viel Eigenverantwortung übernehmen wie beispielsweise bei der Heimdialyse oder der Peritonealdialyse. Außerdem gibt es bei der Hämodialyse nur ein geringes Infektionsrisiko.

Welches Verfahren für Sie geeignet ist, ist von persönlichen Präferenzen, dem Alltag und Ihrer Lebensgestaltung, Ihrer Wohnsituation und weiteren Faktoren abhängig. Diese Frage besprechen Sie zu Beginn mit Ihrem behandelnden Nierenarzt, um das für Sie am besten geeignete Dialyse-Verfahren auszuwählen.

Risiken und Nebenwirkungen

Die Hämodialyse ist ein Verfahren, das seit vielen Jahren häufig eingesetzt wird. Deshalb sind Komplikationen und Nebenwirkungen eher selten. Trotzdem kann es natürlich zu verschiedenen Nebenwirkungen während der Dialyse kommen, wie zum Beispiel:

  • Blutdruckabfall
  • Muskelkrämpfe
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Juckreiz
  • Rückenschmerzen
  • Kreislaufprobleme
  • selten auch Fieber und Schüttelfrost

Um möglichen Nebenwirkungen vorzubeugen, werden verschiedene Laborwerte sowie der Blutdruck vor, während und nach der Dialyse kontrolliert. Da Sie im Dialysezentrum umfangreicher ärztlicher Kontrolle unterliegen, ist das Risiko sehr gering, dass es zu folgenschweren Nebenwirkungen kommt.

Werden Sie über mehrere Jahre lang mit der Dialyse behandelt, kann es unter Umständen zu Begleiterkrankungen kommen. Bei chronischer Niereninsuffizienz ist häufig auch das kardiovaskuläre System beeinträchtigt, weshalb es zu kardiovaskulären Erkrankungen kommen kann. Auch der Säure-Basen-Haushalt sowie der Gastrointestinaltrakt können Langzeit-Folgen davontragen. Weitere Langzeitkomplikationen können Hauterkrankungen, Infektionen oder Anämie (Blutarmut) sein.

Heimhämodialyse: Dialyse von Zuhause

Kann ich die Dialyse auch Zuhause durchführen? Unter bestimmten Umständen ist dies möglich. Die Hämodialyse von Zuhause, auch als Heimhämodialyse bezeichnet, bietet einen großen Vorteil - Sie müssen dafür nicht ins Dialysezentrum fahren. Damit einher gehen mehr Freiheiten sowie zeitliche Flexibilität. Patienten empfinden häufig, dass sich die Heimdialyse besser in den Alltag integrieren lässt und berichten über eine höhere Lebensqualität. Das klingt im ersten Moment super, jedoch bedeutet die Heimdialyse auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstdisziplin.

Als Patient müssen Sie bereit sein, sich aktiv an der Dialysebehandlung zu beteiligen und den Umgang mit dem Dialysegerät zu erlernen. Dies erfolgt in mehrwöchigen Schulungen in extra dafür vorgesehen Trainingszentren. An diesen Schulungen sollte auch ein Angehöriger oder Partner teilnehmen, um Sie bei der Heimhämodialyse unterstützen zu können. 

Kommt die Heimhämodialyse für mich in Frage?

Die Heimhämodialyse ermöglicht ein hohes Maß an Flexibilität. So kann sie für viele Personen eine gute Möglichkeit bieten, Zeit zu sparen, den Beruf beizubehalten oder mehr Zeit für die Familie zu haben.

Jedoch gibt es auch einige Voraussetzungen: Ausschlaggebend ist nicht nur die Bereitschaft des Patienten, Eigenverantwortung zu übernehmen, es gibt auch räumliche Voraussetzungen. So muss zum Beispiel genügend Platz Zuhause sein, um das Material und das Dialysegerät zu verstauen. Außerdem benötigen Sie Anschlussmöglichkeiten für Wasser, Abwasser und Strom. Unterstützung ist während der Heimhämodialyse wichtig - deshalb sollten Sie eine auserwählte Person haben, die während der Dialyse vor Ort ist.

Auch während der Heimdialyse stehen Sie in regelmäßigem Austausch mit Ihrem behandelnden Nephrologen. Ob dieses Verfahren für Sie in Frage kommt, besprechen Sie ebenfalls mit diesem.

Hämodialyse vs. Hämofiltration: Was ist eine Hämofiltration?

Die Hämofiltration ist mit der Hämodialyse verwandt, jedoch handelt es sich um ein anderes Verfahren. Das Ziel der Hämofiltration ist die Entgiftung des Körpers - deshalb kommt sie hauptsächlich bei akutem Nierenversagen, Vergiftungen oder Schock, stationär im Krankenhaus, zum Einsatz.

Die Hämofiltration basiert auf dem Prinzip der Ultrafiltration. Über eine Filtermembran werden dem Körper größere Mengen Flüssigkeit mitsamt der Giftstoffe entzogen. Dies geschieht wie bei der Hämodialyse außerhalb des Körpers. Der große Unterschied besteht jedoch darin, dass es bei der Hämofiltration kein Dialysat gibt. Die entzogene Flüssigkeit wird dem Körper über eine Elektrolytlösung wieder zugeführt. Die Hämofiltration erfolgt kontinuierlich über mindestens 24 Stunden, somit ist der Zeitaufwand höher als bei der Hämodialyse.

Auf einen Blick

Die Hämodialyse ist ein klassisches Dialyseverfahren. Folgende Punkte zeichnen diese Form der Dialyse aus:

  • Das Blut wird außerhalb des Körpers durch eine “künstliche Niere”, den Dialysator, gefiltert.
  • Vor der ersten Dialyse ist das Anlegen eines sogenannten Dialyse-Shunts notwendig, was im Rahmen eines kleinen operativen Eingriffs geschieht.
  • Die meisten Patienten gehen dreimal pro Woche für drei bis fünf Stunden ins Dialysezentrum, wo sie umfassend medizinisch betreut werden.
  • Unter bestimmten Voraussetzungen ist es auch möglich, die Hämodialyse von Zuhause durchzuführen. Die Heimhämodialyse bietet mehr Freiheiten und Flexibilität, erfordert aber auch ein aktives Mitwirken und Eigenverantwortung seitens des Patienten.

 

Wie Ihre individuelle Dialysebehandlung aussehen wird, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Nephrologen.

Fragen und Antworten

Wie fühlt man sich nach der Hämodialyse?

Die Hämodialyse ist ein zeitaufwendiges Verfahren, das den Körper beansprucht. Deshalb fühlen sich viele Patienten nach der Dialyse müde oder erschöpft. Für einige bedeutet das, dass sie den Rest des Tages langsam angehen lassen und sich Zuhause noch etwas ausruhen. Unter Umständen kann es auch zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskelkrämpfen, Rückenschmerzen oder Juckreiz kommen.

Kann ich trotz Hämodialyse in den Urlaub fahren?

Auch mit Dialyse können Sie Urlaub machen. Dies erfordert zwar natürlich mehr Planung und Organisation, Sie werden aber sehen, dass es durchaus möglich ist. In den meisten beliebten Urlaubsregionen gibt es sogenannte Feriendialysen. Besprechen Sie Ihre Urlaubspläne mit Ihrem behandelnden Nephrologen, sodass dieser Sie bei der Organisation und Vorbereitung bestmöglichst unterstützen kann.

Was kostet die Hämodialyse?

Die Kosten für die Dialyse werden meist vollständig von den Krankenkassen übernommen - egal, welches Verfahren Sie nutzen. Lediglich bei der Übernahme der Transportkosten kann es Unterschiede geben. Erkundigen Sie sich deshalb am besten frühzeitig bei Ihrer Krankenkasse, ob der Transport zum Dialysezentrum bezahlt wird. Mögliche Zuzahlungen kann es außerdem bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten, stationären Krankenhausbehandlungen oder häuslicher Krankenpflege geben. Informieren Sie sich auch diesbezüglich bei Ihrer Krankenkasse. Weitere Informationen zu sozialen, rechtlichen und finanziellen Aspekten bei Dialyse finden Sie hier.

Welche Dialysearten gibt es?

Neben der Hämodialyse und Heimhämodialyse ist die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) eine weitere Form der Dialyse. Bei der Peritonealdialyse findet keine Blutwäsche außerhalb des Körpers statt, sondern die Dialysierflüssigkeit wird in den Bauchraum eingeleitet und das Blut über das Bauchfell gereinigt. Weitere Informationen zu den verschiedenen Dialysearten finden Sie hier.

Welches ist das häufigste Dialyseverfahren?

Die Hämodialyse ist das in Deutschland am häufigsten angewandte Dialyseverfahren.

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Quellen:

Birck, R., Weinreich, T., & Nowack, R. (2009). Dialyse und Nephrologie für Fachpersonal. R. Nowack (Ed.). Heidelberg: Springer.

Ghadban, T., Weissmann, V., Ittrich, H., Janneck, M., & König, A. (2016). Shuntchirurgie für die Dialyse. Allgemein-und Viszeralchirurgie up2date, 10(03), 203-218.

Geberth, S., & Nowack, R. (2011). Praxis der Dialyse. Berlin Heidelberg New York: Springer.

Hollenbeck, M., Mickley, V., Brunkwall, J., Daum, H., Haage, P., Ranft, J., ... & Vorwerk, D. (2009). Gefäßzugang zur hämodialyse. Der Nephrologe, 4(2), 158-176.